Die beiden größten Veranstalter für Reisende aus dem Reich der Mitte sitzen in Hamburg. Nun sollen Europäer nach Asien gelockt werden.
Hanbao heißt es in China, wenn die Hansestadt an der Elbe gemeint ist. Übersetzt bedeutet das "Burg der Chinesen". Und Hamburg entwickelt sich wirklich zur festen Größe für die Menschen aus dem Reich der Mitte, denn immer mehr von ihnen besuchen die norddeutsche Metropole.
Daher ist es auch keine Überraschung, dass in der Hansestadt die beiden größten China-Reiseveranstalter Deutschlands sitzen. Caissa Touristic und China Tours sehen noch Raum für weiteres Wachstum. Insbesondere wollen die beiden in der Zukunft vermehrt Reisen nach China verkaufen.
Die Volksrepublik ist mit rund 1,3 Milliarden Menschen nicht nur das bevölkerungsreichste Land der Erde und für viele Industrienationen die verlängerte Werkbank, sondern auch eines der größten Tourismusländer.
Mehr als 30 Millionen Chinesen haben im vergangenen Jahr eine Auslandsreise unternommen. Die Caissa Touristic (Group) AG wurde 1993 gegründet als Reiseveranstalter für Geschäftsleute und Privatpersonen aus dem Reich der Mitte. Neben Caissa führt auch noch China Tours (gegründet 1998) die Geschäfte aus Hamburg. Caissa brachte es im Jahr 2006 auf einen Umsatz von 50 Millionen Euro, China Tours auf mehr als sieben Millionen Euro.
"Wir sind die größte Incoming-Agentur für chinesische Reisende", sagt Mang Chen, Chef der Hamburger Caissa-Tochter. In diesem Geschäftsbereich werden die Reisedienste nach Europa zahlreicher chinesischer Firmen betreut.
Caissa kümmerte sich im vergangenen Jahr um rund 50 000 Chinesen in Europa, davon etwa 60 Prozent in Deutschland. Für dieses Jahr rechnet Chen mit einem Zuwachs von 30 Prozent.
Die Zahl der Europäer, die nach China reisen, hat dieses Niveau noch lange nicht erreicht. Aber die Veranstalter sind zuversichtlich. "Nun wollen wir mit unseren Erfahrungen und guten Verbindungen verstärkt Europäer für China begeistern", sagt Mang Chen. "Mit gut 1500 Gästen haben wir im vergangenen Jahr", so der fließend deutsch sprechende Chinese mit deutschem Pass, "bei den Touristenreisen einen guten Start gehabt." In diesem Jahr wolle das Unternehmen einen Zuwachs von 50 bis 100 Prozent erreichen. Die bisherigen Buchungszahlen seien ein deutlicher Hinweis.
Die Leistungen von Chen werden von vielen internationalen Firmen geschätzt: "Wir organisieren für Kunden und Mitarbeiter dieser Unternehmen regelmäßige Geschäfts- und Incentivereisen." Auch Bürgermeister Ole von Beust habe bei seinen Delegationsreisen nach China auf unsere Kompetenz gesetzt, freut sich der 46-jährige Firmenchef. Auch der China-Tours-Chef Guosheng Liu ist der Überzeugung, dass sich immer mehr Deutsche für das Reich der Mitte interessieren. "Wie kaum ein anderes Land", so der 42-jährige Liu, "bietet meine Heimat Kultur, einzigartige Landschaften und futuristische Bauten in den Wirtschaftszentren."
In diesem Jahr will Liu mehr als 6000 Gäste nach China bringen.
Sein Mitwettbewerber Chen weiß um den Wissensdurst der meist älteren Menschen, die über genügend Zeit und auch finanzielle Mittel verfügen, um aufwendige Reisen durch das Reich der Mitte zu unternehmen.
Während Caissa Touristic noch auf zwei Standorte in der Hamburger City konzentriert ist, steuert Liu seine Firma von der Wandsbeker Rehkoppel aus. Langfristig möchte Chen auch alle Abteilungen an einem Standort zusammenfassen.
Caissa Touristic hat sechs Niederlassungen in China und Europa. Beschäftigt werden mehr als 500 Mitarbeiter. Allein in Hamburg kümmern sich 50 Experten um die Kunden. Im Zweigbüro München sind es fünf Mitarbeiter. China Tours beschäftigt in seinen beiden Büros in Hamburg und Guilin in Südchina insgesamt 45 feste Mitarbeiter, davon 30 in der Wandsbeker Zentrale.