Ohne Beethoven wäre Mang Chen noch in China (Stuttgarter Zeitung, 30.07.2008, Christian Gottschalk)
Ein chinesischer Reiseunternehmer holt jährlich 50 000 seiner Landsleute nach Europa
Als Reiseunternehmer bringt Mang Chen Europäer nach China und Chinesen nach Europa. Die Reiseleiter für seine Gäste aus dem Reich der Mitte bildet er selbst aus. Die Völkerverständigung liegt ihm am Herzen: als Verleger, Mineralienhändler und Musikliebhaber.
Von Christian Gottschalk, Hamburg
Geschichte war gestern. Und ein Tag muss reichen für einen Galopp durch die letzten paar Jahrhunderte in Europa. Berühmte Maler und Architekten ausgenommen, die kommen noch in einer extra Lerneinheit dran. Heute geht es um sehr Gegenwärtiges. Darum, wo chinesische Touristen am liebsten ihr Geld lassen, wofür sie es ausgeben und wie sie die Mehrwertsteuer vor ihrer Rückreise wieder erstattet bekommen. 16 junge Männer und Frauen sitzen im Hamburger „Training Institute for Chinese speaking Tour Guides in Europe“ – der Reiseleiterschule – an ihren Tischen und schreiben eifrig mit, was Ke Sun für sie übersetzt. Ke Sun ist einer von ihnen, möchte Reiseleiter werden, wie seine Kursgenossen auch. Er war der erste, der aufgesprungen ist, als die Frage nach einem Dolmetscher kam, denn ausnahmsweise ist heute der Unterricht auf Deutsch. Ke Sun hat gerade sein Architekturstudium in Dresden beendet und eine Plastikkarte im Geldbeutel, die ihm bescheinigt, als Übersetzer gearbeitet zu haben. Seine Mitschüler applaudieren kräftig, als er sich vor ihnen aufbaut. Und sie helfen ihm immer wieder, Begriffe wie Mehrwertsteuer, Zollbescheinigung und Ausfuhrstempel ins Chinesische zu übersetzen. Die meisten, die hier sitzen, können Deutsch, haben ihr Studium gerade abgeschlossen oder sind kurz davor. Agrarwissenschaften oder Chemie, Jura oder Volkswirtschaft haben sie gebüffelt, in Göttingen, Berlin oder Rostock. Und den meisten von ihnen geht es wie Ke Sun. Es sei doch langweilig, den ganzen Tag nur am Computer zu sitzen, sagt der. Hinter seiner viereckigen Brille blitzen aufgeweckte Augen. „Ich gehe gerne auf Leute zu, und Europa zu sehen ist spannend“, sagt der 26-Jährige, der vor acht Jahren aus Peking nach Dresden kam. Von einem Freund habe er von der Reiseleiterschule gehört, und er hat in der Überzeugung, dass genau hier seine Zukunft liegt, 450 Euro für den neuntägigen Kurs hingeblättert. „Das ist doch okay“, sagt Ke Sun, „ich bin jung, und ich kann hier noch viel lernen.“ Es ist der Kurs Nummer 27. Wie viele Teilnehmer der ersten 26 Kurse noch bei ihm beschäftigt sind, das weiß selbst der Chef nicht genau. „Einige“, sagt Mang Chen, der Vorstandsvorsitzende der Caissa Touristic Gruppe. Aber was chinesische Touristen von einem Reiseführer erwarten, das weiß Mang Chen ganz genau. So viele Einzelheiten müsse man gar nicht wissen über Geschichte, Land oder Leute, aber man müsse die Kundschaft rund um die Uhr betreuen. „Wenn ein Gast nachts um elf feststellt, dass er keine Zahnpasta mehr hat, dann ruft er den Reiseleiter – und der muss wissen, was zu tun ist“, sagt Mang Chen.
Fortbildung für Chinas Richter
Vor vielen Jahren hat der 47-Jährige selbst deutsche Touristen durch China geführt, 1988 ist er dann nach Gießen gekommen, um dort Betriebswirtschaft zu studieren. Fünf Jahre später gründete er in Hamburg sein Unternehmen, das heute jährlich rund 50 000 chinesische Touristen nach Europa bringt. Die Liebe zur „zweiten Heimat“ Deutschland ist groß, der Beginn der Liebesbeziehung war eher ein Zufall. Der Kuppler hieß Beethoven. Ausgerechnet zur Zeit der chinesischen Kulturrevolution sei ihm eine Schallplatte mit der „Pastorale“ in die Hände gefallen, erinnert sich Mang Chen. Auch wenn es damals nicht ungefährlich war, in Peking Beethoven aufzulegen, Mang Chen hat sich nicht darum gekümmert. „Ein Land, wo solch schöne Musik herkommt, muss großartig sein“, dachte er sich und besorgte sich ein deutsches Wörterbuch. Mang Chen, inzwischen Herr über rund 500 Angestellte, sitzt im Poloshirt in seinem Hamburger Büro, schließt kurz die Augen, und aus seinem Mund schießen die Verben wie aus einem Maschinengewehr: „Gehe, ging, ist gegangen, schwimmen, schwamm, ist geschwommen.“ Deutsch hat sich der Autodidakt erfolgreich selbst beigebracht. Heute versucht Chen nicht nur mit Reisenden ein Geschäft zu machen, sondern auch die deutsche und chinesische Kultur einander näher zu bringen. Er ist Vorsitzender der chinesischen Kaufmannschaft in Deutschland, bietet in Hamburg Fortbildungskurse für chinesische Beamte und Richter an, hilft deutschen Firmen bei der Planung von Reisen nach China und verlegt die Zeitung „Europe Business & Lifestyle“, eine chinesischsprachige Zeitung für Europa. „Die einzige“, sagt Chen, der das monatlich mit 100 000 Exemplaren erscheinende Blatt vom 1. August an in „Europe Times“ umbenennen will. Helmut Schmidt hat ihm erst unlängst ein seitenfüllendes Interview gegeben. Und Mang Chen war begeistert von der „geistigen Frische“, mit der der Altkanzler die Situation im Reich der Mitte analysiert hat. Auf die augenblickliche Herrin im Kanzleramt ist er weniger gut zu sprechen. „Frau Merkel ist in der DDR aufgewachsen und hat eine negative Einstellung zum Kommunismus, aber man kann die DDR nicht mit China vergleichen“, sagt Mang Chen. So gut wie vor fünf Jahren sei das Verhältnis der beiden Länder derzeit nicht, „und solange Frau Merkel Kanzlerin ist, wird es wohl auch nicht viel besser“. China befinde sich mitten in einem Veränderungsprozess, und der brauche Zeit, sagt Chen. Noch zehn bis 20 Jahre, dann werde die Welt ein anderes China sehen: „Ein freies China, fast so, wie es Deutschland heute schon ist.“ In der von Mang Chen gegründeten Reiseleiterschule erfahren die Teilnehmer unterdessen, dass Metzingen zu den fünf Orten gehört, in denen chinesische Touristen am liebsten einkaufen gehen. Ke Sun war auch schon da, ein Kurskollege schaut auf die Grafik mit Ortsnamen und will von ihm wissen, wo „Sonstige“ liegt. Das bringt einen Lacherfolg. Wenn Mang Chen auf die Zahlen des Touristengeschäfts 2008 blickt, ist ihm nicht nach Lachen. „Totaler Einbruch“, sagt er. Die Zwischenfälle in Lhasa und die europäischen Reaktionen darauf hätten der chinesischen Reiselust im ersten Halbjahr einen Dämpfer versetzt. Aus Furcht vor überhöhten Olympiapreisen blieben auch zahlreiche Flieger in die andere Richtung leer.
Touristisch nur zweite Wahl
Erst langsam laufe das Geschäft wieder an, sagt Mang Chen, wobei sich das chinesische Reiseverhalten gewandelt habe. So wie manche Menschen Briefmarken sammelten, so haben Chinesen früher Länder gesammelt. Zehn europäische Länder in 15 Tagen – das gehörte zu den gerne gebuchten Touren. Inzwischen lassen es die Chinesen ruhiger angehen. Acht Tage Schweiz, Italien oder Frankreich stehen nun oben auf dem Wunschzettel. Eine Woche Deutschland wird selten verlangt. „Chinesen mögen Deutschland, aber als Reiseziel ist es nur zweite Wahl“, sagt Mang Chen. Nur über den Preis lasse sich etwas machen: eine Woche im Winter unter 1000 Euro. Denn auch wenn die Touristen viel Geld für Souvenirs und Geschenke im Ausland lassen: beim Essen und der Unterkunft sind Chinesen sehr preisbewusst. Die Idee einer eigenen Charterfluglinie hat Mang Chen wegen der augenblicklichen Flaute im Tourismusgeschäft erst einmal zurückgestellt. Im Vordergrund steht nun anderes: Mit seiner Caissa Mineral Resources GmbH ist der umtriebige Geschäftsmann ins Mineraliengeschäft eingestiegen, handelt vor allem mit Silizium und Magnesium aus China. Das Material stammt aus Minen südlich von Xi’an, und Mang Chen versucht nicht nur Partner für die dortigen Minen zu finden, sondern gleich für die gesamte Stadt. Das ist selbst für Mang Chen Neuland. Europäisch-chinesische Golfturniere hat er schon veranstaltet und Erfahrung als Fanclub-Manager des Pianisten Lang Lang hat er auch. Doch einen Städtepartner für die Minenstadt Shang Lou mit ihren rund zwei Millionen Einwohnern zu finden gestaltet sich derzeit noch kompliziert – derzeit. „Ich bin Optimist“, sagt Mang Chen, „und im Jahr der Ratte geboren.“ Und die Ratte war in der chinesischen Sagenwelt immer vorne dabei.
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